21.09.2023

Neue Behandlungsform bei Lungenembolien

„Unsere Patientin wurde mit schwerer Luftnot und niedrigem Blutdruck eingeliefert. Im CT war dann schnell klar, dass eine Lungenembolie vorliegt", erzählt Prof. Dr. Christoph Birner, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I am Klinikum Amberg. „Bei einer Lungenembolie geht es wirklich ums nackte Überleben und es muss schnellstmöglich gehandelt werden." Dies belegen auch die Zahlen, denn jährlich sterben zwischen 40.000 und 100.000 Menschen an einer Lungenembolie. Wenn ein Blutgerinnsel, ein sogenannter Thrombus, ein Lungengefäßverschließt, kann dies schnell sehr gefährlich werden. „Besonders häufig kommen solche Thrombosen in den tiefen Beinvenen vor. Löst sich ein Teil des Blutgerinnsels ab und wandert mit dem Blutstrom über das Herz in die Lunge, werden lebenswichtigen Adern für die Atmung verschlossen und ein Rechtsherzversagen droht."
Der Patientin am Klinikum geht es mittlerweile wieder sehr gut und das dank eines neuen Verfahrens, das bei ihr erstmalig sehr erfolgreich angewandt wurde. „Wir sprechen hier vom EKOS-Verfahren, welches minimal-invasiv bei uns im Herzkatheterlabor durchgeführt wird. Ein sehr kleiner Katheter von 2mm wird dabei über die Vene in der Leiste eingeführt und dann genau dort platziert, wo sich das Blutgerinnsel befindet. Hierüber wird ein Medikament, welches das Gerinnsel auflösen soll, direkt an die betroffene Stelle gegeben. Wir sind in der Region die ersten, die dieses Verfahren für Patienten anbieten. Mit der Leitenden Oberärztin Frau Dr. Fabiunke-Dörr, die die erste derartige Behandlung im Klinikum durchgeführt hat, haben wir eine sehr erfahrene Kardiologin in unserem Team", erklärt Prof. Birner. Streng überwacht wurde die Patientin auf die Intensivstation verlegt. Dort beginnt dann das eigentliche Verfahren: Über den Katheter werden Ultraschallimpulse abgegeben. Diese sollen die miteinander vernetzten Thromben bildlich gesprochen zertrümmern und damit die Angriffsfläche für das Medikament vergrößern. „Das Verfahren ist für die Patienten schmerzfrei und lässt sich sehr gut für die Dauer von sechs Stunden ertragen. Der Leidensdruck für Patienten bei einer Embolie mit schwerer Atemnot und Brustschmerzen, in schlimmen Fällen auch mit Bluthusten, ist deutlich höher. Bei unserer Patientin war im Ultraschall erkennbar, dass die rechte Kammer bereits am nächsten Tag vollkommen normal und somit vollständig entlastet war. Das hat uns sehr vom EKOS-Verfahren überzeugt."
Gedacht ist das EKOS-Verfahren für Patienten, die bestimmte Blutdruck- und ersichtliche Kriterien beim Ultraschall erfüllen. Ist die Lungenembolie aber so akut und droht das rechte Herz unmittelbar zu versagen, kommt die herkömmliche Therapie zum Einsatz – stark verdünnende Medikamente werden in den Körper gespritzt, die zwar das Gerinnsel in der Lungenarterie auflösen können, gleichzeitig aber auch alle anderen Blutgerinnsel im Körper. Die Folge können Blutungen im Körper wie im Gehirn sein. „Ist eine Lungenembolie aber so akut lebensbedrohlich, überwiegen die Vorteile dieser Therapie nach wie vor", so Prof. Birner, weist aber deswegen auch noch einmal auf den deutlichen Vorteil des EKOS-Verfahrens hin, das lokal wirkt und für Patienten infrage kommt, bei denen keine unmittelbare Lebensgefahr besteht, die sich also nicht bereits im Kreislaufschock befinden.